Mein Umgang mit Matzes Diagnose – von Julia Peters

Matze und ich kennen uns bereits seit der Schulzeit und wie ich gerade errechnet habe, feiern wir dieses Jahr 10-jähriges. 10 Jahre Freundschaft, voller verrückten und lustigen gemeinsamen Momenten, für die ich unglaublich dankbar bin.

Meine erste Erinnerung an unsere Freundschaft ist ein entspannter Shisha Abend bei ihm zu Hause. Plötzlich bekommt Matze nach Mitternacht Lust auf einen McFlurry. Gesagt-Getan: Innerhalb von 5 Minuten saßen wir im Auto auf dem Weg zu McDonalds. Diese Erinnerung beschreibt Matze generell ziemlich gut. Er ist einer der abenteuerlustigsten Menschen die ich kenne. Dumme Ideen gibt es in Matzes Leben nicht, denn er hat die Gabe mit seinem lustigen Wesen, selbst die schlechtesten Ideen in die Besten zu verwandeln.

Weitere spontane Erinnerungen die mir gerade hochkommen sind nächtliche Anrufe an Donnerstagen und Samstagen, welches die Abende waren an denen Matze in seinem Lieblingsladen feiern war. Die Begrüßungen am Telefon waren z.B. „Ehy Julia, komm mich abholen, aber mit dem Bobbycar bitte!“, „Tschuliaaaa, komm wir gehen frühstücken-ich backe uns Brezeln“, oder „Julia, hol uns mit deinem Flatscreen Fernseher ab.“ Oder wie Matze an Fasching im Zwergenkostüm seine Schuhe verlor und in den frühen Morgenstunden nach einer wilden Feierei, 10km barfuß im Schnee direkt in die Schule zum Fußballturnier spazierte. Ich könnte unendlich weiter erzählen, denn fast jede Erinnerung an Matze bringt mich wieder zum Lachen.

Eine Erinnerung die mich nicht zum Lachen bringt, ist diejenige, als er mich anrief um mir von seiner Diagnose zu erzählen. Einige Wochen vorher hatten wir noch gemeinsam Silvester gefeiert und waren auf dem Weg zum Feuerwerk, als seine gesamte linke Körperhälfte krampfte und er in Schräglage weiterlaufen musste. Ich bat ihn noch seinen Rücken mal abchecken zu lassen, es könne ja ein Bandscheibenvorfall sein.

Zwei Wochen später kam der Anruf . Und wenn es eine Sache gäbe die ich rückgängig machen könnte, wäre es meine Reaktion darauf. Es war die unpassendste die ich hätte geben können: „Waaaaaaas? Fuuuuck Matze! Das tut mir unendlich Leid! Scheiße man..“. Genau solche Reaktionen wie meine, lösten Horrorszenarien und schlimme Gedanken in Matze aus, der gerade eine Diagnose bekam und selber noch gar nicht wusste, was es genau ist und für ihn bedeutete. Dank seiner Ehrlichkeit war das ein riesen Lernfaktor für mich:

Reagiere nicht mit purem Schock, wenn du selber nicht sicher bist, was es überhaupt bedeutet.

Heute wäre meine Reaktion definitiv eine ganz andere, der Grund dafür ist Matze und sein Umgang mit der Krankheit. Er hat mir gezeigt, dass man MS unter Kontrolle halten und gut damit leben kann. Er ist nach wie vor einer der positivsten Menschen die ich kenne, voller Abenteuerlust und Spaß am Leben.

Anstatt zu hören, dass es ihm schlecht ging, erzählte Matze mir immer nur über seine Fortschritte und was er wieder machen könne.

Ganz egal was kam, er schaffte es immer wieder aufzustehen und nach vorne zu schauen – ein wahres Stehaufmännchen eben. Ein Stehaufmännchen, von dem sich jede und jeder eine Scheibe abschneiden kann.

Matze mit einem Kumpel zu Besuch bei mir in Maastricht 🙂

Geschrieben von Julia Peters.

2 Kommentare bei „Mein Umgang mit Matzes Diagnose – von Julia Peters“

  1. Das Leben schickt oft Dinge, für die wir nicht genügend Taschen haben, schön, wenn dann Menschen da sind, die ein Teil mit in ihre Taschen packen 💜

    1. Liebe Anja, da hast du vollkommen recht 🙂

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